Das FTTH-Projekt „Lucia“ der deutschen Wohnungswirtschaft Saga neigt sich nach gut vier Jahren dem Ende zu. Dabei wurde in über Hunderten von Tausenden von Wohnungen ein Glasfaseranschluss installiert.
FTTH-Ausbau in den Wohnungen der Saga
Das Projekt „Lucia“ wurde nicht von Saga, einer Hamburger Unternehmensgruppe im Bereich Wohnen, durchgeführt, sondern vom Glasfaserspezialisten POTT, welcher zur BTV Multimedia Group gehört. Das seit Anfang Oktober 2018 andauernde Projekt soll POTT zufolge am 28.02.2023 fertig sein. Initiiert wurde Lucia, um in 117.000 Wohnungen einen FTTH-Anschluss zu installieren. Denn die vorherigen Netze von Saga waren bereits 2018 veraltet gewesen, genaugenommen handelte es sich dabei um KOAX-Netze.
Laut Angaben von POTT, werden bis zum Projektende 1.000 Multifunktionsgehäuse verbaut, 7~ bis 8.000 Kilometer Kabel verlegt, 5.000 Verteilerkästen in den Kellern der Wohnungen angebracht und 200 Mitarbeiter sich mit dem Projekt zeitgleich beschäftigt haben. Vor Ort sind 100 Mitarbeiter im Einsatz gewesen, wobei das Projekt selbst von einem Team bestehend aus sieben Leuten geleitet wurde.
Herausforderungen beim Glasfaserausbau der Wohnungen
Im Interview mit Cable!vision Europe, erläuterte der Geschäftsführer von POTT Kabelservice GmbH, Dieter Kynast, dass das Projekt „Lucia“ Herausforderungen mit sich brachte. So begann POTT bereits drei Monate vor Baubeginn mit der Planung, Logistik sowie Terminierung.
Um der Materialknappheit entgegenzuwirken, half hier die Vorplanung seitens POTT weiter. So gab Kynast zu, dass „… auch wir davon betroffen sind. Doch auch hier hat uns unsere Vorplanung geholfen. Wir haben im Vorfeld sehr genau ermittelt, welches Material wir in welcher Menge brauchen. So haben wir einen Material-Forecast mit der braun teleCom aus unserem Unternehmensverbund, der BTV Multimedia Group, gemacht. Es gab keinen einzigen Tag, an dem wir wegen fehlendem Material nicht bauen konnten. Wir haben lange vor Baubeginn gesehen, wenn es knapp werden könnte“. In Kooperationen mit Partnerfirmen konnte POTT das benötigte Material aufbringen. Die Kabel und Speedpipes kamen von braun teleCom, wohingegen Holm Verbrauchsmaterial und Brandschutzpaste lieferte. Auch ausländische Partnerfirmen trugen zum Erfolg des Projekts bei. So kamen 70% der Mitarbeiter aus dem Ausland, vornehmlich Südost-Europa, darunter Polen, der Kosovo, Griechenland, Mazedonien und Kroatien.
Verzögerungen beim Projekt ergaben sich unter anderem aufgrund von Mietern, da ungefähr ein Drittel gegen das Projekt waren. Um die Mieter dennoch zu informieren, zu überzeugen und zu motivieren, bei den Terminen anwesend zu sein, schulte POTT die Mitarbeiter in Sachen Soft Skills. Dadurch konnte in 90% der Wohnungen, der FTTH-Anschluss bereits beim Ersttermin installiert werden. POTT zufolge, gab es keinen Arbeitskräftemangel während des Projekts, da fehlende Fertigkeiten gezielt geschult wurden.
TKG-Novelle gefährdet Ausbau von Wohnungswirtschaften
Für Kynast wirkt sich die TKG-Novelle nachteilig auf den FTTH-Ausbau von Wohnungswirtschaften aus. Er bedauere dies sehr: „Es wird weniger Projekte der Wohnungswirtschaft geben. Ich beobachte einen Wandel vom wohnungswirtschaftlich getriebenen zum vom Operator getriebenen Ausbau. Das heißt, es werden nicht mehr gesamte Wohnungsbestände, sondern einzelne Wohnungen nach Beauftragung des Kunden ausgebaut. So wird man es in den nächsten zehn Jahren nicht schaffen, 30 Millionen Wohnungen mit Glasfaser zu versorgen. Die Besitzverhältnisse und die Finanzierung des Netzbaus sind unklar. Die Alternative zur bisherigen Umlagefähigkeit ist das Glasfaserbereitstellungsentgeld. Doch ich kenne keinen Marktteilnehmer, der dieses für den Ausbau nutzt. Der Investitionsanreiz ist nicht mehr da. Das mag sich in der Zukunft klären, es gibt auch eine Verfassungsbeschwerde gegen das entschädigungslose Sonderkündigungsrecht im TKG von willy.tel.“.
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