Seit dem ersten Halbjahr 2023 haben drei von zehn Haushalte Zugang zu Glasfaserinternet. Dennoch kommt eine Umfrage, welche im Auftrag von Ernst & Young durchgeführt wurde, zum Schluss, dass der Ausbau „zu langsam“ vonstatten geht und die Netzabdeckung „zu schlecht“ ist.
Die Consulting-Firma Ernst & Young führte im November 2023 eine Studie mit Breitbandkoordinatoren durch, von denen 69% der Meinung sind, dass speziell die Glasfaser-Abdeckung „schlecht bis sehr schlecht ist“. Interessanterweise halten 85% der Befragten Glasfaser als die Technologie, die uneingeschränkt zur Versorgung von Breitband-Internet am besten geeignet ist.
Netzabdeckung
Die meisten der Glasfaseranschlüsse dürften von der Telekom stammen, da 14,9 Millionen Breitbandkunden dort einen Anschluss bestellt haben. Bundesweit sind 16,2 Millionen Glasfaseranschlüsse vorhanden, darunter fallen sowohl FTTH– als auch FTTB-Anschlüsse. Mehr wie acht Millionen Haushalte haben bereits einen Glasfasertarif gebucht, bei 4,2 Millionen Haushalten wurde der Anschluss freigeschaltet. Allein im ersten Halbjahr hat sich die Glasfaserquote verglichen mit dem Vorjahreshalbjahr um 9% auf knapp 36% erhöht.
Das Jahr 2023 war außerdem von Preiserhöhungen geprägt, sodass Neu- und Bestandskunden gestiegene Preise hinnehmen mussten. Verivox zufolge, verteuerten sich 21 von 41 analysierten Tarifen der bekannten Provider gegenüber dem Vorjahr.
Darüber hinaus offenbart die BREKO Marktanalyse von August 2023 bezogen auf das erste Halbjahr, dass der Glasfaserausbau in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich schnell vonstattengeht. Demnach ist die Netzabdeckung in Schleswig-Holstein mit 82% am weitesten fortgeschritten. Hamburg kommt mit einer Netzabdeckung von 72% auf Platz 2, gefolgt von Brandenburg mit 54%. Die größten Zuwächse verzeichnete Brandenburg, wo sich die Zahl der Glasfaseranschlüsse um 100% gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. Schlusslicht in Sachen Netzabdeckung ist Baden-Württemberg, wo die Quote lediglich 23% beträgt. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass in Baden-Württemberg die Versorgung mit Gigabit-Anschlüssen hoch ausfällt: 71,48% über dem Durchschnitt.
Die Nordrhein-Westfälische Landesregierung berichtete, dass im ersten Halbjahr die Netzabdeckung im eigenen Bundesland bei knapp 30% lag. Ebenso wurden in dieser Zeit fast 5% der Haushalte mit Glasfaser versorgt, sodass 440.000 Haushalte davon profitiert haben. Bis 2025 rechnet das Bundesland damit, die Ziele des Bundes, nämlich 50% der Haushalte mit Glasfaser zu versorgen, einzuhalten. Dabei wurden die meisten Anschlüsse aus privaten Mitteln finanziert, sodass für knapp 7% der neu geschaffenen Anschlüsse Bund und Länder mit Fördergeldern aushalfen.
Herausforderungen
Aufgrund der Inflation haben sich beim Glasfaserausbau die Finanzierungs- und Baukosten erhöht. Zudem machen die Tariferhöhungen den Verbrauchern zu schaffen, sodass die Nachfrage nach Glasfasertarifen weiterhin niedrig ist.
Zusätzlich hat sich die Marktanalyse von BREKO mit den Herausforderungen im Glasfaserausbau beschäftigt und die Punkte Fachkräftemangel, die Gigabitförderung der Bundesregierung sowie den Doppelausbau als Kritikpunkte in den Vordergrund gerückt. Im Vergleich dazu mache die Kostenexplosion sowie die Inflation dem Glasfaserausbau weniger zu schaffen.
Die BREKO Marktanalyse deckt außerdem auf, dass sich 223 Kommunen in 13 Bundesländern mit Doppelausbau konfrontiert sehen. Am stärksten davon betroffen ist das Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 17%, wobei auch andere westliche Bundesländer wie Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz Schwierigkeiten damit haben. Als Konsequenzen des Doppelausbaus erwähnte BREKO, dass sich potenzielle Netzbetreiber vom geplanten Ausbau zurückziehen würden.
Förderung
Für Diskussionsbedarf sorgte die Frage, ob die staatliche Förderung sinnvoll sei. In einem Interview äußerte sich Branchenexperte Sebastian Fornefeld von Micus über die positiven Erfahrungen mit staatlicher Förderung. Seiner Einschätzung nach hätten die beiden größten Glasfasernetzbetreiber, die Telekom sowie Deutsche Glasfaser den Ausbau mittels staatlicher Förderung „intelligent genutzt“. Vor allem für den Ausbau auf dem Lande seien staatliche Fördermittel wichtig, damit es in Deutschland keine Regionen gibt, die hinter her hinken.
Die Meinung des Branchenexperten wird durch die BREKO Marktanalyse untermauert, wonach staatliche Förderung den mit eigenen Mitteln finanzierten Glasfaserausbau unterstützt, also den Ausbau in der Fläche begünstigt. Jedoch würde die staatliche Förderung den Glasfaserausbau nicht weiter ankurbeln.
Passend dazu hat die Bundesregierung am 31.03.2023 die Gigabitförderung 2.0 verabschiedet. Mit der Fördermaßnahme wolle das zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) den Glasfaserausbau vervollständigen, anstatt dem eigenwirtschaftlichen Ausbau in die Quere kommen. So hat das BMDV 2023 circa 3,6 Milliarden Euro ausgezahlt, um 638.000 neue Anschlüsse in circa 2.300 Gemeinden zu schaffen.
Wie aus den veröffentlichten Zahlen des BMDV hervorgeht, wurden immerhin weitere 6,1 Milliarden Euro für bestehende Ausbauprojekte zugesagt. Von dem Gesamtvolumen von 17 Milliarden Euro haben die Kommunen bereits 13 Milliarden Euro beantragt. Die meisten Fördergelder sahnte Nordrhein-Westfalen ab, dicht gefolgt von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Investitionen
Schätzungen des BMDV zufolge, plant die Branche 50 Milliarden Euro in den eigenwirtschaftlichen Ausbau zu stecken. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Konkurrenz des Bonner Netzbetreibers zunehmend mehr in den Breitbandausbau investiert als die Bonner selbst. So betrug 2022 der Anteil der Investitionen ausgehend von den Wettbewerbern 64%, wobei die restlichen 36% auf den Bonner Netzbetreiber zurückzuführen waren. In etwa dasselbe Verhältnis ist bei der Verteilung der Glasfaseranschlüsse vorzufinden. So wurden im ersten Halbjahr 2023 67% der Glasfaseranschlüsse von den Wettbewerbern gebaut, während 33% vom Bonner Netzbetreiber stammen.
Hilfreiches zum Beitrag:
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Bild im Artikel: © Glasfaser-Internet.info
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