G.fast: Bis zu 1 GBit auch ohne FTTH
Was ist G.fast genau und was kann die Technik?
Prinzipiell können via G.fast über klassische Festnetzleitungen - unter guten Bedingungen und kurzen Wegstrecken - bis zu 1000 MBit/s erzielt werden. Also Übertragungsraten, welche sonst nur Glasfaser-Internet vorbehalten war. Zum Vergleich: Der alte ADSL-Standard bringt es über dieselben Kabelleitungen auf 16 MBit/s, VDSL mit Vectoring auf 100 MBit/s bzw. 250 MBit/s (Supervectoring). Aber wie funktioniert das? Wo wird G.fast eingesetzt, welche Nachteile gibt es und was benötigen Kunden dafür? All das und mehr, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.
So funktioniert G.fast
Das sogenannte VDSL wurde vor 18 Jahren (2006) als Nachfolgetechnik des veralteten DSL entwickelt. Damit waren zunächst Datenraten über das Festnetz von 50 MBit/s möglich. Das war bis zirka 2023 vollkommen ausreichen. Mittlerweile empfiehlt es sich für viele Anwendungen aber, mindestens zu einem Internetzugang mit 100 MBit/s zu greifen. Da der Ausbau mit Glasfaser direkt zum Kunden aber sehr teuer ist, sind oft noch günstige Zwischenlösungen mit deutlich mehr Leistungspotenzial gefragt. Genau diesem Anspruch genügt G.fast, zumindest im Ansatz.
Das Verfahren gilt als ein Nachfolgestandard von VDSL und nutzt wesentlich höhere Frequenzbereiche. Hier steht ein deutlich breiteres Frequenzband zur Verfügung, wodurch deutlich mehr Daten je Zeiteinheit übertragen werden können. Während z.B. VDSL nur bis in den Bereich von 17 MHz operiert, arbeitet G.fast mit Bändern bis 106 oder sogar 212 MHz. Daraus resultieren aber leider auch erhebliche Nachteile, wie wir noch zeigen werden. Der Einsatzbereich in der Praxis reduziert sich dadurch nicht unerheblich.
Einsatzmöglichkeiten: Unterstützung für den Glasfaser-Ausbau per FTTB
Die ersten Unternehmen, welche G.fast für ihre Kunden anboten, waren Mitte 2017 die regional operierenden Provider M-Net sowie Netcologne. Allerdings zeichnet sich ab, dass G.fast vor allem unterstützend auf den letzten Metern zum Kunden beim Glasfaserausbau eingesetzt wird und nicht, wie im Fall von VDSL, als Anbindungsart vom Kabelverzweiger zum Kunden. Denn der größte Nachteil der Gfast-Technik stellt die sehr geringe Reichweite dar. Diese resultiert aus der Verwendung der schon erwähnten hohen Frequenzbereiche. Zudem wird zwingend die Vectoring-Technik beim Einsatz benötigt.
G.fast wird daher aktuell vor allem beim Ausbau von FTTB und FTTdp eingesetzt. Im ersten Fall verbaut der Internetanbieter die Glasfaserleitungen bis zum Wohnhaus – egal ob für Ein- oder Mehrfamilien. Da die Verlegung zusätzlicher Leitungen in bestehenden Wohnhäusern sehr teuer und umständlich ist, wird bei Bestandsimmobilien für die letzten Meter zum Kunden nach wie vor meistens das normale Festnetz (Kupferkabel) weitergenutzt. Normaler Weise reduzieren dabei aber Dämpfungseffekte die nutzbare Bandbreite enorm.
Durch den Einsatz von G.fast in Gebäuden, können die Datensignale, gespeist aus dem Glasfaser-Netz, nun fast 1:1 zum Kunden übertragen werden. Mit G.fast sind auf kurze Distanz Bandbreiten von bis zu 1 GBit/s möglich, so ein Technik-Fachmann von Huawei in einer M-net Pressemitteilung vom Mai 2017.
Vorteile von G.fast im Überblick
Zusammenfassend bietet die relativ neue Technik einige wichtige Vorteile, welche für den Highspeed-Breitbandausbau in Deutschland eine elementare Rolle spielen werden.
- extrem hohe Datenübertragungsraten auch auf herkömmlichen Festnetzleitungen (bis 1000 MBit)
- Unterstützung für den Glasfaserausbau bis zu den Wohnhäusern (FTTB)
- damit rückt der Fiberausbau wieder näher zum Kunden
- günstige Brückentechnik ohne deutliche Leistungseinschränkungen für Kunden und Provider
Nachteile dieser Technik
Neben den zahlreichen Vorzügen, hat das Verfahren aber leider auch einige Nachteile. Wie schon kurz angedeutet, ist das wohl größte Manko die sehr geringe Reichweite. Bereits ab 100 Metern Kabellänge sinkt die erzielbare Performance auf ca. 800 MBit. Ab 250 Metern, so die gängigsten Quellen, ist der Einsatz von G.fast kaum noch möglich oder sinnvoll. Daher dürfte der Fokus auch künftig im gemischten Betrieb mit anderen Techniken, wie FTTB und VDSL liegen. Langfristig besteht ohnehin das Ziel, alle Haushalte direkt mit GF anzuschließen (FTTH).
- sehr geringe Reichweite (< 250 m)
- rascher Performanceabfall mit zunehmender Distanz
- Vectoring zwingend nötig, da sehr anfällig für Übersprechen wegen der hohen Frequenzen
- Kunden benötigen neue Hardware, die G.fast unterstützt
Anbieter im deutschsprachigen Raum
Aktuell setzen hierzulande M-net (www.m-net.de) und Netcologne (www.netcologne.de) die Gfast-Technik für Endkundentarife ein. Den Anfang machte Mnet im Mai 2017 in München. Bis 2021 wollte das Unternehmen dort 620 Tsd. Wohnungen per FTTB und G.fast erschließen. Neuere Details sind uns leider nicht bekannt. Die Deutsche Telekom plante ursprünglich auch Gfast einzusetzen, scheint aber eher auf VDSL-Vectoring und Supervectoring zu setzen.
Im Nachbarland Österreich kündigte „A1“ im Herbst 2016 ebenfalls den Start einer Agenda für Gfast-Anschlüsse an. Wenig später folge die Swisscom in der Schweiz.
G.fast Hardware
Herkömmliche VDSL-Router reichen leider nicht für den Betrieb aus. Der Router muss explizit die Kompatibilität für G.fast ausweisen. Neukunden müssen sich darum in der Regel aber keine Gedanken machen, da diese bei Bestellung mit entsprechenden Geräten vom Anbieter ausgestattet werden.
Im Fachhandel tendiert die Auswahl ohnehin noch gegen Null. Nur wenige Modele, wie die AVM FritzBox 7582 und die Speedbox Smart 4+ sind aktuell für G.fast ausgelegt. Daher wird der Gfast-fähige Router, wenn benötigt, stets über den offerierende Internetprovider für Neukunden erhältlich sein.
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